Eine Theaterperformance von Jugendlichen im Biberacher Parkhaus Wieland-Park setzte historische und Texte von Jugendlichen in Szene. Graffitis, Sounds und Lichteffekte verwandelten das Parkhaus in einen Theater-Showroom, an dem Klassik und Moderne aufeinandertrafen.
Rund 30 Jugendliche setzten sich von April bis August intensiv mit klassischen Texten und Konzepten von Schiller, Goethe, Wieland und Herder auseinander. In mehreren Schreib-Workshops der Christoph Martin Wieland-Stiftung Biberach tauchten sie ein in eine Welt um 1800, eine Welt, in der Europa im Krieg lag. Die Ideale der Französischen Revolution waren gescheitert. Brutalität und Angst machten sich durch die Napoleonischen Kriege breit. In der Literatur versuchten die Dichter und Intellektuellen einen Gegenpol zu schaffen. Man besann sich auf die Werte des Menschen, fragte sich, wie der ideale Mensch zu sein habe, wie man als Gesellschaft harmonisch zusammenleben könnte. Die überwiegend zeitlosen Texte aus dieser Zeit waren Impulse für die Jugendlichen, sich schreibend mit ähnlichen Fragen auseinanderzusetzen. In den Workshops, geleitet von Drehbuchautorin Anna Mönnich aus Ulm, entstanden Texte, die Einblicke in die Gedanken der Jugendlichen geben. Sie verraten wofür sie ein-stehen und aufstehen, welche Sorgen, Ängste und Hoffnungen sie haben. Am 12. und 13. August gaben schließlich fünf Performerinnen zwischen 13 und 15 Jahren einer Auswahl dieser Texte ihre Stimme. Sie probten zwei Wochen lang intensiv in einem Theater-Workshop mit Regisseurin Susanne Mai-er, Leiterin der Jugendkunstschule Biberach.
Entstanden war eine rund 45-minütige Performance, die lose Szenen zu einem Gesamtkunstwerk zusammenführte. Lea Burgermeister, Milena Haas, Natalie Mayerhofer, Nathalie Päsler und Victoria Petri Vasquez waren die fünf Performerinnen, die unter der Regie von Susanne Maier das Stück „WIR. Klassiker mit Tiefgang“ zum Besten gaben. Szenisch bespielten sie mehrere Orte des Parkhauses und ließen das Publikum mitlaufen. Auch Graffitis von Jugendlichen kamen zum Einsatz. Diese waren zuvor in einem Graffiti-Workshop für Jugendliche mit Streetartkünstler Daschu angefertigt worden. Sie griffen zentrale Begriffe der Texte auf oder wurden frei assoziativ für die Performance entwickelt.
Das gesamte Projekt der Christoph Martin Wieland-Stiftung fand im Rahmen des Literatursommers Baden-Württemberg statt. Es wurde unterstützt von der Baden-Württemberg Stiftung, der Bruno Frey-Stiftung, der Deutschen Schillergesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten e.V. aus Mitteln der Bundesregierung für Kultur und Medien.