Ronya Othmann: Vierundsiebzig
«Ich habe gesehen. Das Ich ist ein Zeuge. Es spricht, und doch hat es keine Sprache.» So beschreibt Ronya Othmann in ihrem neuen Roman den Vorgang des Erzählens. Sie will eine Form finden für das Unaussprechliche, den Genozid an der êzîdischen Bevölkerung, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von Kämpfern des IS. Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu den Tatorten. Der Weg führt in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer der Verwandten und weiter in ein êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt. Es geht darum, hinzusehen, zuzuhören, Zeugnis abzulegen, Bilder und Berichte mit der eigenen Geschichte zu verweben, mit einem Leben als Journalistin und Autorin in Deutschland.
Walter Roth: Chronik einer Reise
Von 138.000 Banater Schwaben, die 1977 noch im rumänischen Teil des Banats lebten, verblieben nach offiziellen Angaben bis 2002 noch 19.000 übrig. Nach Adam Riese verbleibt eine Anzahl von etwa 119.000 Menschenschicksalen, allein innerhalb dieser Minderheit, die zum Spielball der Interessen zweier so unterschiedlichen Staaten und politischen Systemen, wie dies das damalige Rumänien und die Bundesrepublik Deutschland waren: das eine verkaufte diese Menschen, um an Devisen heranzukommen und das Land ethnisch zu säubern, das andere bekam für relativ wenig Geld, gut ausgebildete und der deutschen Sprache mächtige Bürger. Wie sich diese Gemengelage auf das Schicksal eines Betroffenen auswirkte, soll Thema dieses Buches sein.
Sultana Barakzai (Hg.): Unsere Geschichten
Was ist Heimat und was bedeutet sie für mich persönlich? Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache der Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar haben sich mit diesen Fragen befasst und im Zuge dessen ihre eigenen Fluchtgeschichten aufgeschrieben. Der Band versammelt sieben Beiträge von jungen Menschen aus Afghanistan, Irak, Iran, der Republik Moldau, Syrien und der Ukraine. Entstanden sind berührende Erzählungen, die sich auf den schwierigen Weg zurück begeben – auf die Suche nach einer Sprache für die Erfahrungen des Herausgerissenwerdens und das langsame Anknüpfen an eine neue Sprache, neue Menschen, ein neues Leben.
Lesungen von Walter Roth aus „Chronik einer Reise“, Sultana Barakzai aus „Unsere Geschichten“ und Ronya Othmann aus „Vierundsiebzig“.
Eintritt: 15,00 €, ermäßigt 12,00 €.
Karten über Reservix und die üblichen Vorverkaufsstellen